Herbsteinsatz 2023

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15. November 2023

Herbsteinsatz Feuerkinder vom 25.10. bis 11.11.2023

Das gesamte Team begann diesen Einsatz erstmalig mit einem Besuch in Babati. In dem etwa 200 km von Usa River entfernten Ort hat der Tansanier Herr Letion eine Einrichtung gegründet, die arme gehandikapte Kinder aus entlegenen Gegenden aufnimmt. Die „Zilpa Foundation“ ist in dem ursprünglich für seine Familie geplanten Haus untergebracht und hat deshalb nur wenig Platz. Das Essen und Spielen muss im Freien stattfinden. Die starken Niederschläge der vergangenen Wochen erschweren die Versorgung der kleinen Patienten deshalb enorm.
Herr Letion erhielt für seine „Zilpa Foundation“ finanzielle Unterstützung, um einen Anbau errichten zu können.

 

Nach diesem beeindruckenden Auftakt begannen am zweiten Tag die Vorbereitungen für die Operationen. Während die OP-Schwestern und die Anästhesie Material und Räumlichkeiten startklar machten, führten die Orthopäden Voruntersuchungen und ambulante Behandlungen bei 110 Patienten durch. Bei allen notwendigen Vorarbeiten und während des gesamten Einsatzes wurde mit dem einheimischen Personal wieder Hand in Hand gearbeitet.

Trotz der oftmals vorhandenen Sprachbarrieren (Englisch – Kisuaheli – Deutsch) funktionierte die Zusammenarbeit hervorragend.
Schwester Makaaya – inzwischen im Ruhestand – arbeitet bereits seit 25 Jahren mit Frau Dr. Schraml. Sie spricht nur Kisuaheli, weiß aber erstaunlicherweise immer, was gerade erforderlich ist.
Die Aufbereitung der für die Operationen zahlreichen Instrumente wurde von dem Stammpersonal des NLH (Nkoaranga Lutheran Hospital)selbständig durchgeführt und die beiden Anästhesisten des Krankenhauses - Emmanuel und Patrick - standen stets engagiert zur Verfügung.

 

Neben der oben erwähnten Zilpa-Foundation, die dieses Mal neunzehn Kinder und Jugendliche zur operativen Behandlung brachten, sendeten auch zwei ähnliche Einrichtungen Patienten ins NLH – Plasterhouse und Monduli.
Zum Teil waren die Kinder bereits mit Gipsverbänden vorbehandelt. Diese Gips-Vorbehandlung (Ponseti-Methode) kann im Kleinkindalter sehr gut angewendet werden und verhindert das Ausbilden eines schweren Klumpfußes. Leider wird dies in Tansania nur an wenigen Orten und oft nur mangelhaft und derzeit immer weniger durchgeführt. Wenn es die viele kirchliche und private Hilfe nicht gäbe, sähe es noch viel düsterer aus, weil der tansanische Staat so wenig unternimmt.

 

Es ist schwer nachvollziehbar, dass es für Kinder mit zum Teil schwersten Fehlstellungen keine Möglichkeit zur Behandlung im Land gibt. So haben auch bei diesem Einsatz Eltern mit ihren hilfsbedürftigen Kindern teilweise bis zu 1000 km Anreise in Kauf genommen. Die Behandlung im Land scheitert auch oftmals an fehlenden finanziellen Mitteln der betroffenen Familien. Die Armut spiegelte sich auch bei der Versorgung der kleinen Patienten wider. Über Schwester Grace, die selbst aus Tansania stammt, erfuhr Fr. Dr. Schraml von der Not der Eltern, die kein Geld zum Kauf von Nahrungsmitteln oder für die Heimreise hatten. So konnte mit den Spendengeldern nicht nur die operative Versorgung, sondern auch manch existentielle Not gelindert werden. Auch die vom Projekt feuerkinder mitgebrachten Strickwaren und die im Land gekauften T-Shirts wurden wieder sehr dankbar angenommen.

 

Eine Massaifrau, bei deren Sohn eine Nachamputation des rechten Unterschenkels durchgeführt werden musste, weinte vor Freude über so viel Anerkennung und Unterstützung seitens des feuerkinder-Teams.

 

Insgesamt wurden an 11 Operationstagen 94 Operationen durchgeführt.
Unter anderem 35 zum Teil sehr aufwendige Klumpfußkorrekturen,
25 Achskorrekturen, 32 Metallentfernungen.

Das 11-köpfige Team setzte sich zusammen aus:

  • Dr. Annemarie Schraml
  • Dr. Stephan Oehler (Chefarzt der Orthopädie u. Unfallchirurgie Schwabach)
  • Dr. Tanja Leyh (Assistenzärztin am Klinikum Bamberg)
  • Dr. Dominic Reinhart (Assistenzarzt an der Uni Dresden)
  • Dr. Rolando Rossi (Anästhesist und Notfallmediziner)
  • Annemarie Rossi (Intensivschwester)
  • Marion Belzner (OP-Schwester)
  • Sabine Bourges-Frei (OP-Schwester)
  • Miriam Cervenka (OP-Schwester)
  • Alexander Weiß (Physiotherapeut)
  • Grace Ayoo-Küfner (Krankenschwester, Dolmetscherin)

 

Frau Dr. Godnester Mungure, deren Ausbildung vom Projekt feuerkinder finanziert wurde, arbeitete jeden Tag mit im Team. In den folgenden Wochen wird sie – zusammen mit ihren tansanischen Kollegen – alle Metallentfernungen der im letzten Jahr operierten Patienten durchführen.

 

Leider hat das NLH gerade eine wirtschaftlich sehr angespannte Situation durchzustehen. Da viele Patienten ihre Rechnungen nicht bezahlen können und auch keine Erstattung durch  Versicherungen erfolgt, ist das Krankenhaus wieder in finanzielle Not geraten. Seit September konnten weder die Gehälter der Angestellten bezahlt noch dringend benötigte Materialien und Medikamente gekauft werden. So war es hilfreich, dass das Projekt feuerkinder einiges an Material mitbrachte und jeder Mitarbeiter für die geleistete Mehrarbeit während des Einsatzes eine Sondergratifikation erhielt.

 

Es gibt aber auch erfreuliche Nachrichten:

  • Julius Molell hat seine Zusatzausbildung Urologie erfolgreich abgeschlossen.

  • Herr Goodluck, Physiotherapeut im Usa River Rehabilitation and Training Center hat inzwischen ein Netzwerk zur Vorbehandlung von Klumpfüßen aufgebaut, das bis nach Tanga am Indischen Ozean reicht.

  • Der Neubau der Geburtshilfe-Station macht große Fortschritte und soll im März 2024 fertiggestellt sein. Bischof K.E. Nasari segnete den Rohbau.

  • Die English Medium School, die in der Nähe des NLH gebaut wird, soll im Januar mit dem Unterricht einer Klasse beginnen. Hierfür werden dringen Schulpatenschaften für arme Kinder gesucht. Die Kosten für ein Jahr betragen 400 Euro.

  • Durch den fast 3-wöchigen Einsatz, der zwar anstrengend aber sehr harmonisch und erfolgreich war, konnte die Lebensperspektive einiger Kinder enorm verbessert werden.
    Ein gutes Beispiel dafür ist Adil, der uns mit seinen Eltern aus Sansibar besuchte. Er wurde vor 10 Jahren vom Projekt feuerkinder operiert und studiert jetzt in Daressalam Medizin.

 

Das Team des Projekt feuerkinder bedankt sich für die große, oft bereits jahrelange Unterstützung und bittet weiterhin um Spenden, um die vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können.