Herbst 2024 - Der 40. Feuerkinder-Einsatz in Tansania

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19. Oktober 2024

Nach einem sehr bewegten und erfolgreichen Einsatz kehrten die Helfer des Projekt Feuerkinder am 05. Oktober vom 40. Einsatz zurück.

Journalistin sammelt Eindrücke vor Ort

Fast zwei Wochen lang wurde das Team von Frau Dr. Margit Roth begleitet. Die Journalistin und Autorin aus München schreibt ein Buch über „25 Jahre Hilfsprojekt Feuerkinder“. Dafür interviewte sie Bischof Dr. Paolo Akyoo, der beim ersten Einsatz des Projekt Feuerkinder im Jahr 2000 Bischof der Meru-Diözese war, sowie einige Patienten aus den ersten Jahren.

  • Praygod Mwanga arbeitet heute als Computerfachmann und hat aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem Projekt Feuerkinder nun selbst ein soziales Projekt initiiert. Der Familienvater schilderte eindrucksvoll, wie sich für ihn durch die operative Korrektur seiner Klumpfüße das Leben vollständig gewandelt hat.
    Vorher konnte er kaum stehen und nur kürzeste Strecken gehen. Jetzt kann er sich fortbewegen, Auto und Fahrrad fahren, kurzum – ein normales Leben führen.

 

  • Peter wurde von 2002 bis 2005 an schwersten Klumpfüßen operiert. In diesem Frühjahr hat er sein Studium „Procurement“ =  Einkauf und Beschaffungslogistik erfolgreich abgeschlossen.
    Da er noch keine Anstellung hat, arbeitet er nun vorübergehend bei der Zilper-Foundation in Babati. Peter begleitete 20 Kinder und Jugendliche ins NLH, versorgte sie und half bei den Verbandswechseln.
    Ein ehemaliger Patient, der sich um jetzige Patienten kümmert - eine wunderschöne Begebenheit.

 

  • Fadhili und Adil kamen von der Insel Sansibar und brachten ebenfalls sehr herzlich ihre große Dankbarkeit für die durchgeführten Operationen zum Ausdruck.
    Fadhili, dessen sehr schwere Fehlstellungen beider Beine korrigiert worden waren, arbeitet seit Jahren als Manager einer Hotelanlage auf Sansibar.
    Adil, der nach einem kniegelenksnahen Bruch des Unterschenkels ein X-Bein entwickelt hatte wurde 2011 operiert . Diese positive Erfahrung mit dem deutschen Team bewog ihn, ein besonders fleißiger Schüler zu sein. Er studiert jetzt Medizin in Daressalam und versicherte, als Arzt auch Bedürftige zu behandeln.

 

Weitere Besucher

Mama Daima kam mit Upendo, um sich für die Operationen bei 4 ihrer 5 Kinder zu bedanken. Upendo konnte nach den OPs ihrer durch Fluorose massiv verkrümmten Beine im URRC eine Lehre zur Schneiderin absolvieren. Sie erhielt eine Nähmaschine und trägt so wesentlich zum Einkommen der Familie bei.

Drei Kinder, inzwischen junge Erwachsene, der sehr armen Familie Ako aus Babati, stellten sich mit ihrer Mutter vor. Sie wurden im Jahr 2011 wegen schwerster Klumpfüße operiert. Im URRC konnten sie eine Berufsausbildung machen. Restituta wird eine Nähmaschine erhalten, um zu Hause in Babati ihr Handwerk anbieten und die Familie finanziell unterstützen zu können. Für die beiden jungen Männer wird eine Beschäftigung als Schreiner gesucht.

 

Das sind einige Beispiele, die das erste Ziel des Projekt Feuerkinder anschaulich repräsentieren:
Behinderte Kinder operieren, damit sie gehen können. Das ermöglicht ihnen den Zugang zu Schule, Beruf oder Studium.

 

Hundert und eine Operation an 11 OP-Tagen

Bei den Voruntersuchungen an den ersten beiden Tagen mussten wieder viele der 148 vorgestellten Patienten auf den nächsten Einsatz vertröstet werden.

Der jüngste operierte Patient war 3 Jahre, der älteste Patient 17 Jahre alt.
Es wurden unter anderem 30 Klumpfußoperationen unterschiedlicher Schweregrade und
16 Achskorrekturen, auch gleichzeitig an Ober- und Unterschenkel durchgeführt.

An den beiden letzten Tagen des Einsatzes wurden in zwei Teams alle Gipsverbände bei den Achskorrekturen geschlossen, bei den Klumpfuß-Operierten alle Gipse gewechselt und die eingebrachten Kirschner Drähte in Kurznarkose entfernt. Sämtliche Operationswunden - auch bei den komplexen Klumpfußkorrekturen – waren reizlos und alle Patienten konnten nach Hause oder in die jeweiligen Einrichtungen entlassen werden.

Es gab keinerlei Komplikationen, weder auf operativer noch auf anästhesiologischer Seite. Alle Narkosen wurden von den beiden tansanischen Anästhesisten August Patrick Mallya und Emmanuel Zablon durchgeführt.

 

Teamgeist

Eine äußerst große Unterstützung waren wieder die aus Tansania stammende Krankenschwester Grace Ayoo-Küfner und die im Süden Tansanias tätige Dr. Mirjam Triebel. Sie konnten aufgrund ihrer Sprachkenntnisse den Patienten und Eltern die Behandlung erklären und bei den Verbandswechseln die Kinder beruhigen.

Insgesamt zeigte sich ein sehr gutes Miteinander und echte Teamarbeit besonders mit den tansanischen Mitarbeitern im Operationssaal und auch auf Station.

Bei der Schlussbesprechung am Flughafen Amsterdam wurde eine positive Bilanz gezogen. Vor allem die Mitarbeiter, die zum ersten Mal dabei waren, empfanden es als bereichernd, dass jeder im Team auch aufgabenübergreifend mitarbeitete.

 

Nachhaltigkeit

Während das deutsche Team nach Hause flog, gingen die Operationen für das Projekt Feuerkinder weiter.
Dr. Godnester Muungure führte 16 Metallentfernungen durch. Dabei handelte es sich um Patienten aus den letzten Einsätzen.

Sie wird nun im Oktober ein Masterstudium in Orthopädie und Unfallchirurgie am KCMC in Moshi beginnen.

 

Besonders bewegend waren die Gespräche mit drei tansanischen Diakonen, die in enger Beziehung zum Feuerkinderprojekt stehen.

Mit Fadhili war 2006 die orthopädische Werkstatt gestartet worden. Elineema Mollel erhielt als Medical Officer im NLH eine Zusatzausbildung in Orthopädie und leitet nun eine Krankenstation mit 18 Beschäftigten.

 

Das ist das zweite Ziel des Projekts Feuerkinder:
Ausbildung, Schulung und Förderung einheimischer Mitarbeiter

 

 

Patienten aus ganz Tansania – Zusammenarbeit mit tansanischen Organisationen

Auch bei diesem Einsatz wurden viele Kinder von der Zilper-Foundation aus Babati, aus Monduli und vom Kafikahouse aus Arusha gebracht. Patienten mit Klumpfüßen waren z. T. schon mit Gipsverbänden vorbehandelt.

Wie bereits beim letzten Einsatz kamen Patienten aus Gesamttansania zur Behandlung.

Der australische Unterstützer der Zilper-Foundation hat seine Hilfe im August beendet. Deshalb wurde schon im Vorfeld mit der Stiftung Feuerkinder / Stiftung Hilfen für Tansania Rummelsberg ein Vertrag zur monatlichen finanziellen Unterstützung für die Organisation in Babati abgeschlossen.

Immer wieder sehr bewegend für uns als Team ist der Dank, der uns von den Verantwortlichen des Hospitals, des URRC, der Zilper-Foundation und des Kafikahouse sowie der Eltern und Mitarbeiter der unterschiedlichen Einrichtungen entgegengebracht wird.

 

Dank der großzügigen Unterstützung aus der Heimat, sowohl finanziell als auch konkret mit gestrickten Mützen, Socken, Decken und mit dem Kauf von Kleidung in Tansania, konnte wieder vielen Kindern geholfen werden.

Die stationären Patienten wurden auch dieses Mal mit Essen, die Eltern mit Fahrgeld unterstützt.

 

Erweiterung des Nkoaranga Lutheran Hospital (NLH)

Eingerahmt in eine feierliche Andacht wurde am 26.09.2024 eine Einweihung sowie der Spatenstich für einen Neubau durch Bischof Elias Kitoi Nasari begangen.

Eingeweiht wurde die Station für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dieser eindrucksvolle und für das Bestehen des Nkoaranga-Hospitals absolut notwendige Neubau war durch die Unterstützung vieler Spender und der Aktion Sternstunden (Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks) möglich geworden.

Der nun begonnene Neubau umfasst eine Ambulanz und eine Notaufnahme.

 

Paten gesucht

Im Rahmen des Einsatzes besuchte das Team die vom Krankenhausverwalter Frank gebaute und von der Stiftung Feuerkinder unterstützte Englisch Medium School.

Im Januar 2025 wird eine zweite Klasse mit dem Unterricht beginnen.

Patenschaften für die Kinder von 400 Euro für ein Jahr wären sehr hilfreich . Sie können über das Projekt Feuerkinder organisiert werden.

 

Ein herzliches Dankeschön – asante sana!

Warum unsere Hilfe weiterhin nötig ist:
Es ist ein unverändert großes Problem in Tansania, dass sich auf dem Land nur wenige Familien eine Krankenversicherung leisten können. Sie wenden sich nur in äußersten Notfällen an eine medizinische Einrichtung, da jede Behandlung sofort bezahlt werden muss.
Kinder mit Fehlbildungen fallen oftmals durch dieses Raster.

Frau Dr. Schraml und das Team des Projekt Feuerkinder bedanken sich wieder für all die vielfältige Unterstützung und Spendenbereitschaft!

 

Das Team des 40. Einsatzes:

Dr. Annemarie Schraml (Kinderorthopädin und Organisatorin)
Dr. Stephan Oehler (Orthopäde)
Dr. Mirjam Triebel (Fachärztin Neuro-Pädiatrie)
Dominic Reinhart (Assistenzarzt)
Grace Ayoo-Küfner (Krankenschwester und Hebamme)
Marion Belzner (Lehrerin für Pflegeberufe)
Simone Uhl (OP-Schwester und Medizinprodukteberaterin)
Karin Apfelthaler-Onyango (OP-Schwester)
Eva Bäuerle (Ergotherapeutin und Physician Assistant)