Herbst 2025 - 43. Einsatz des Projekt Feuerkinder - 06.08.-22.08.2025

Zur Übersicht
22. August 2025

Das Feuerkinderteam flog am 06.08.2025 über Amsterdam zum 43 Einsatz nach Tansania. Diese Mal – und für die Teilnehmer zum ersten Mal – flog die KLM über eine westliche Route zum Kilimanjaro- Airport.

 

Am Flughafen wurde das Team von einer Delegation des Nkoaranga-Hospitals und des Usa River Reha Centers wieder mit handgemachten Bougainvillea-Blumenketten herzlich begrüßt. 

Aus Deutschland flogen ein:

Dr. Rolando Rossi, Anästhesist 
Annemarie Rossi, Intensivschwester
Dr. Katrin Stanger, Fachärztin für Plastische und Handchirurgie
Dr. Stephan Oehler, Orthopäde
Dr. Victor Mendes, Facharzt für Kardiochirurgie 
Marion Belzner, Lehrerin für Pflegeberufe, OP-Schwester
Karin Apfelthaler-Onyango, OP-Schwester
Grace Ayoo-Küfner, Krankenschwester
Judith Kerber, OP-Schwester
Dr. Annemarie Schraml, Orthopädin, Kinderorthopädin

 

Eine große Unterstützung war wieder Schwester Makaaya, die bereits im Ruhestand ist, aber zu jedem Feuerkindereinsatz kommt. Mit Ihr arbeitet das Feuerkinderteam bereits seit 25 Jahren zusammen.
Jeden Morgen wird das Team von ihr mit einem herzlichen „Servus“ begrüßt.

 

Unersetzlich ist Schwester Grace. Sie dokumentiert, gipst, wechselt Verbände und hilft unermüdlich bei der Verständigung mit den Patienten und deren Begleitern. Oft dolmetscht sie auch für das Team und das tansanische Krankenhauspersonal.

 

Am 7. und 8. August wurden 120 Patienten voruntersucht. Sie wurden von Mitarbeitern des Kafikahauses, aus Usa River, aus Tanga und von Herrn Letion aus Babati gebracht und waren hervorragend vorbereitet. 
Es wurden, entsprechend der vorher vereinbarten Anzahl, Kinder und Jugendliche mit schwerst deformierten Füssen und schlimmen Achsabweichungen der Beine vorgestellt.

Deprimierend ist noch immer, dass diese Patienten im Land nur an wenigen Stellen und nur mit sehr hohen Kosten behandelt werden, die für die Mehrheit der Bevölkerung nicht bezahlbar sind. 
So wurden wieder Kinder und Jugendliche aus bis zu 1000 km Entfernung gebracht. 

Umso hoffnungsvoller und erfreulich ist, dass Dr. Godnester Mungure ihre Facharztausbildung in Orthopädie und Kinderorthopädie erfolgreich fortsetzt. Ein wesentlicher Fortschritt und Erfolg unserer jahrelangen Bemühungen.
Für den Einsatz nahm sie Urlaub, um mit dem Feuerkinderteam zu arbeiten. Nach der Abreise des deutschen Teams operierte sie mit dem tansanischen OP-Team noch 11 Patienten vom Vorjahr und entfernte die Metalle.
Unterstützt wurde sie von Dr. Joseph Imani. Einem jungen, sehr engagierten tansanischen Arzt, der ab 1. September im Nkoaranga-Hospital arbeiten wird. Eine erfreuliche Entwicklung der Nachhaltigkeit des Feuerkinder-Projektes.

 

Frau Dr. Katrin Stanger, plastische Chirurgin aus Weil der Stadt hat in diesem Einsatz einige Narbenkorrekturen nach Verbrennungen durchgeführt. Es waren sowohl anästhesiologisch als auch operativ herausfordernde Eingriffe. Frau Dr. Stanger war 2003 bereits als Studentin mit im Team und begleitete die Feuerkinder auch in den Jahren 2009 und 2010. 

 

Eine sehr große Unterstützung war wieder unser früherer Patient Peter. Er überwachte und beschäftigte die Patienten vor und nach der Operation und half, wo er konnte.
Seine Mutter war aus 160 km angereist, um Frau Dr. Schraml zum Dank für die Behandlung und weitere Förderung ihres Sohnes einen Gockel zu schenken, den sie während der langen Busfahrt unter dem Arm getragen hatte (siehe Foto).

 

Die Statistik für den 43. Einsatz:

Insgesamt wurden an den 13 Operationstagen 123 Operationen durchgeführt. 

·      55 Patienten, davon 23 an beiden Beinen

·      35 Klumpfußoperationen, die meisten sehr aufwendig mit bis zu fünf OP-Schritten an einem Fuß

·      12 Achskorrekturen bei O- und X-Beinen 

·      45 Metallentfernungen bei im Vorjahr und diesem Jahr operierten Patienten 

·      150 ambulante Patienten wurden untersucht

·      83 Gipsbehandlungen wurden durchgeführt

An den letzten beiden Tagen des Einsatzes wurden in Kurznarkose bei allen an Klumpfüßen operierten Patienten die Gipsverbände abgenommen, die Kirschner-Drähte entfernt und neue Gipse angelegt.

All diese zum Teil sehr aufwendigen Operationen waren nur mit einer sicheren Anästhesie möglich. Dr. Rolando Rossi und seine Frau Annemarie, sowie die beiden tansanischen Anästhesisten Patrick Mallya und Marco Mushi leisteten hervorragende Arbeit. Sie narkotisierten die Patienten und kümmerten sich um die postoperative Schmerzbehandlung. 

Dr. Rossi schulte auch dieses Mal das tansanische Personal im Legen eines „Kaudalblockes“. 

 

Stark beeindruckt waren alle im Team von einem 5-jährigen Mädchen mit Albinismus. Sie war sehr zugewandt und wurde wegen eines fortgeschrittenen X-Beines operiert. Die Kleine wurde von ihrer Mutter liebevoll umsorgt. Sie braucht diese besondere Fürsorge, da Menschen mit Albinismus in Tansania immer noch besonderen Schutz brauchen. (Menschen mit Albinismus haben weiße Haut, weiße Haare und hellen Augen, was in manchen Gegenden Tansanias noch immer als großer Makel gilt)

 

Eine besondere Freude war, zu sehen, dass der 15-jährige Simon zum ersten Mal in seinem Leben selbständig essen konnte. Er bekam spezielles Besteck und ein Tablett, das aus Deutschland mitgebracht wurde. Simon ist bereits seit seinem 1. Lebensjahr in unserer Behandlung und wurde schon mehrmals operiert. Er leidet an Arthrogrypose, einer Erkrankung der Muskeln und Gelenke.

Alle Patienten waren sehr dankbar für die gestrickten und gehäkelten Mützen, Socken und Decken, denn es war sehr kalt. Die Temperaturen sanken besonders nachts bis nahe an den Gefrierpunkt. Es ist gerade Winter in Tansania und das Krankenhaus liegt auf einer Höhe von 1500 Metern. 
Die Wollsachen werden von vielen Frauen in Tirschenreuth, Mitterteich Freiburg, Erlangen, … hergestellt und gespendet. 
Kleine Mützen und Söckchen wurden auch an die Neugeborenen gegeben, die in der neuen Maternity zur Welt gekommen waren.
Dr. Elisante, der Gynäkologe bedankte sich sehr für das neue Gebäude und die medizinisch –technische Einrichtung.

 

Fortschritte macht der Bau der neuen Ambulanz und Notaufnahme. Mit einfachsten Mitteln und mit der Handarbeit von ca. 60 „ bienenfleißigen“ Tagelöhnern wurde die Decke zementiert. Nach Aushärten des Betons kann dann der Dachstuhl aufgestellt werden. Nach Fertigstellung der Ambulanz kann  bei der Regierung Tansanias ein Antrag auf Höherstufung des Nkoaranga-Hospitals zum District-Hospital gestellt werden, was etwas höhere Erlöse für das Krankenhaus bedeuten würde. 
Dann könnten auch die Beschäftigten pünktlicher den Lohn erhalten, was über die Jahre unverändert ein großes Problem ist.

 

Am vorletzten Einsatztag besuchten wir kurz die G.M. English Medium School. Die Schule wurde vom Krankenhausverwalter Frank Medarakini gebaut und wird vom Feuerkinderprojekt unterstützt.
Wir sahen, mit welch großer Freude und Begeisterung die Kinder Englisch lernten, sangen und tanzten.
Der von der Regierung geforderte Speisesaal und die Küche sind fertiggestellt. Die Kinder nehmen nun dort Frühstück und Mittagessen ein. Für viele ist es das einzige Essen am Tag.

 

Besonders schön war der Besuch beim emeritierten Bischof Dr. Paolo Akyoo, mit dem wir im Jahr 2000 unser Hilfsprojekt begonnen hatten. Er wurde nach einem komplizierten Unterschenkelbruch in Rummelsberg operiert und begleitete und förderte das Feuerkinderprojekt immer sehr intensiv.

Auch nach 25 Jahren Feuerkinderprojekt gibt es Vieles zu tun. 
Dennoch schauen wir dankbar zurück. 

Etlichen Kindern und Jugendlichen konnten wir neue und bessere Lebensperspektiven eröffnen. 

Dies wird auch im Buch 

AKTION FEUERKINDER  - 25 JAHRE EINSATZ FÜR MENSCHEN IN TANSANIA

beschrieben.

In einem afrikanischen Sprichwort heißt es:
Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.

Dr. Annemarie Schraml