35. Feuerkinder-Einsatz
Wohlbehalten ist das 9-köpfige Feuerkinder-Team in diesen schwierigen Zeiten der Covid-19-Pandemie aus Tansania vom 35. Einsatz (vom 25. März bis 09. April 2022) zurückgekommen.
Zum ersten Mal konnte unter besten Rahmenbedingungen im neuen OP-Trakt operiert werden. Das Gebäude wurde von "Ein Herz für Kinder" finanziert und im letzten Jahr fertiggestellt.
In einer sehr eindrucksvollen Feier wurde der Neubau vom Bischof der Meru-Diözese Elias Kitoi Nasari eingeweiht. Anschließend gab es ein großes Festessen mit allen Mitarbeitern des Nkoaranga-Hospitals.
Dieses besondere Ereignis hatte sich in der Region herumgesprochen. Am Folgetag kamen fünf Journalisten, um über die Arbeit des Feuerkinderteams in einer Nachrichtensendung und zwei Zeitungen zu berichten.
Die Journalisten waren sehr erstaunt, dass seit dem Jahr 2000 schon fast 3000 Operationen bei Kindern und Jugendlichen kostenfrei durchgeführt worden waren.
Besonders beeindruckt waren sie von den Vorher-Nachher-Fotos. Diese zeigen, dass schmerzhafte und entstellend krumme Beine und Füße durch die Operationen gerade werden. Der Lebensweg der Kinder wandelt sich zum Positiven und ermöglicht ihnen den Zugang zu Bildung und einem eigenständigen Leben.
Sehr gelobt wurde auch die Zusammenarbeit mit dem Förderprogramm Klinikpartnerschaften, die es inzwischen 11 Mitarbeitenden des NLH (Nkoaranga Lutherian Hospital) ermöglichte in Nürnberger Kliniken zu hospitieren.
Während des Einsatzes wurden alle behandelten Patienten und das Team regelmäßig auf Covid-19 getestet. Glücklicherweise gab es kein einziges positives Ergebnis.
Zur Untersuchung am ersten Tag des Einsatzes kamen 111 Patienten mit ihren Familienangehörigen.
An den 11 OP-Tagen wurden 68 Operationen durchgeführt. Oft sehr aufwendige beidseitige Klumpfußkorrekturen.
Das Team bestand aus Dr. Annemarie Schraml, Prof. Dr. Johannes Hamel, Dr. Reiner Sievers, Dr. Klaus Schwendner, Anästhesiepfleger Gregor Wittmann, den OP-Schwestern Daniela Klughardt, Simone Uhl und Paula Scharrer sowie der aus Tansania stammenden Krankenschwester Grace Ayoo-Küfner.
Als Mitarbeiterin der ersten Stunde im Projekt Feuerkinder ist Sr. Grace enorm hilfreich bei der Organisation und Durchführung der OP-Einsätze. Die Kommunikation mit den Kindern und deren Angehörigen wird durch sie wesentlich leichter. Sie registriert die Patienten, führt Verbandswechsel durch und legt Gipsverbände an.
Dr. Reiner Sievers, Hand- und plastischer Chirurg aus Nürnberg war zum ersten Mal mit im Team. Durch seine Expertise konnten einige alte, bisher unversorgte Hand- und Sehnenverletzungen fachgerecht versorgt werden.
Durch den Anästhesisten Dr. Klaus Schwendner und den Anästhesiepfleger Gregor Wittmann wurden die im Jahr 2021 begonnenen Installationsarbeiten an der Sauerstoff- und Druckluftversorgung sowie an den Narkosegeräten in allen drei Operationssälen abgeschlossen.
Die beiden tansanischen Anästhesisten Emmanuel Zablon und August Mallya wurden in der Handhabung der vier aus Nürnberg gesandten Narkosegeräte geschult.
Mehrmals hat das deutsche Anästhesieteam die einheimischen Anästhesisten bei schwierigen Narkosen und Plexus Anästhesien unterstützt.
Am Montag, den 04.04.2022 halfen Gregor und Klaus bei der Narkose eines 9-jährigen Jungen, der auf der Straße zum Krankenhaus von einem PKW erfasst und mit schwersten Verletzungen ins Nkoaranga-Hospital gebracht wurde. Der polytraumatisierte Junge hatte ein subdurales Hämatom rechts, einen Hämatothorax bei Rippenserienfraktur rechts, einen Chylothorax links und ein stumpfes Bauchtrauma. Intraoperativ musste der Junge reanimiert werden.
Dr. Mollel und Dr. Christian operierten:
explorative Laparotomie, 2 x Schädeltrepanation mit dem Handbohrer und Einlegen großlumiger Drainagen, sowie Thoraxdrainagen beidseits.
Bei weiten lichtstarren Pupillen wurden die operativen Maßnahmen eingestellt.
Wie durch ein Wunder erholte sich der Junge innerhalb weniger Tage und konnte nach zwei Wochen aus der stationären Behandlung anscheinend ohne bleibende Schäden entlassen werden.
Erstmals zum Krankenhaus gebracht wurden viele sehr arme Kinder – finanziert durch eine Stiftung für arme, behinderte Kinder, die im Westen Tansanias tätig ist.
Ebenso versorgt wurden wieder zehn schon mit Gipsverbänden vorbehandelte Patienten aus dem Plasterhouse in Arusha.
Sehr erfreulich war, dass der junge tansanische Arzt Dr. Peter Makanza aus dem Arusha Lutheran Medical Centre für eine Woche hospitierte. Er führte in der Coronazeit einfachere Korrektur-Operationen durch und will nun auch kompliziertere Eingriffe erlernen, um das gesamte Jahr über Patienten mit gravierenden Fehlstellungen zu operieren.
Bei nahezu allen Operationen assistierte die vom Projekt Feuerkinder ausgebildete junge Ärztin Dr. Godnester Muungure, die auch die Nachbehandlung der operierten Patienten übernimmt.
Neben ihrer Tätigkeit im Nkoaranga-Hospital wird sie für eine Teilzeittätigkeit im Usa River Rehabilitation Center (URRC) zur Behandlung der Studenten und Schüler mit unterschiedlichen körperlichen und geistigen Handicaps angestellt.
Dort führt Dr. Muungure in der Klumpfußabteilung auch die erforderliche Achillessehen-Operationen durch. Ein weiterer wesentlicher Schritt der Nachhaltigkeit des Feuerkinder Projektes.
Die 150 Schüler und Auszubildenden sowie alle Lehrer und Ausbilder des URRC wurden vom Feuerkinder-Team zu einem Essen eingeladen und gestalteten mit Liedern und Vorträgen einen sehr eindrucksvollen, bewegenden Abend.
Frau Dr. Schraml führte während des Einsatzes orientierende Gespräche mit dem neuen Direktor des Usa River Reha Centers Pastor Elisha Masangwa und der Verantwortlichen des SETU-Projektes Frau Mona Behninger.
Viele Kinder, die zum NLH gebracht wurden, mussten aus Kapazitätsgründen bezüglich einer Operation vertröstet werden. Daher ist ein weiterer Einsatz für August dieses Jahres vorgesehen.
Das Projekt Feuerkinder dankt allen, die durch ihre Gebete und Gaben die Arbeit der Organisation ermöglichen. Weitere Unterstützung ist nötig, damit die mittlerweile sehr vielschichtig gewordene Hilfe im Norden Tansanias fortgesetzt werden kann.
Betroffen waren die Mitglieder des Projekt Feuerkinder, dass sich infolge des Krieges in der Ukraine während des Aufenthaltes die Preise für Grundnahrungsmittel und Benzin wesentlich verteuert hatten. Dies verursacht zusätzliche große Not und es droht eine gravierende Hungerkrise in den Ländern Ostafrikas.